Wasserstoff und dessen Derivate bieten die Möglichkeit, im Einklang mit dem Ziel der Klimaneutralität, bislang CO2-intensive Prozesse und Aktivitäten zu transformieren und langfristig in Deutschland oder in der Europäischen Union (EU) zu erhalten. Darüber hinaus eröffnen Wasserstoff und dessen Derivate die industriepolitische Chance, auf einem globalen Zukunftsmarkt Vorreiterpositionen zu sichern und Wertschöpfung in Deutschland und Europa zu schaffen. Das gilt für Technologien zur Herstellung von Wasserstoff, der auf Basis erneuerbarer Energien hergestellt wurde („grüner Wasserstoff“), und dessen Derivaten genauso wie für solche zur Nutzung von Wasserstoff, z. B. in Brennstoffzellen oder in industriellen Prozessen.
Derzeit besteht jedoch weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene ein funktionierender grüner Wasserstoffmarkt, da grüne Wasserstofftechnologien aufgrund der deutlich höheren Kosten noch nicht konkurrenzfähig mit herkömmlichen fossilen Technologien sind. Einerseits erfolgt der Aufbau einer großskaligen und damit effizienten Produktion nur bei einer ausreichend großen Nachfrage. Auf der anderen Seite investiert die Industrie nur dann in Wasserstoffverbrauchende Anlagen und Motoren, wenn hinreichende Sicherheit über das verfügbare Angebot besteht und die damit erzeugten Produkte international wettbewerbsfähig sind. Die Förderung des Markthochlaufs der Wasserstofftechnologien ist ein geeignetes Politikinstrument zur Überwindung dieses Marktversagens und soll im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie erreicht werden. Dabei bedarf es eines integrierten Ansatzes, der Erzeugung, Infrastruktur und Nutzung einschließt. Zugleich bedarf es weiterer Maßnahmen wie in der Nationalen Wasserstoffsrategie vorgesehen.
Das im Jahr 2018 von der Europäischen Kommission eingesetzte Strategic Forum on Important Projects of Common European Interest (IPCEI) hat Wasserstofftechnologien und -systeme als eine von sechs strategischen Wertschöpfungsketten identifiziert, die zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Wirtschaft, zum Erhalt ihrer Technologieführerschaft und zu ihrer Versorgungssicherheit beitragen kann. Zur Förderung dieser Wertschöpfungskette werden strategisch wichtige Vorhaben verschiedener Mitgliedstaaten, die sich durch ein hohes technologisches bzw. finanzielles Risiko auszeichnen, verknüpft, sodass sich ein Mehrwert für den gesamten europäischen Binnenmarkt und die europäische Gesellschaft ergibt.