Mehr Elektrifizierung in den schwereren Fahrzeugsegmenten
In den letzten Jahren bestand der Großteil der Elektrofahrzeuge aus PKWs und Zweirädern. Dank Fortschritten in der Batteriechemie, strengeren Emissionsvorschriften und breiteren, in Betrieb genommenen Modellpaletten, weitet sich die Elektrifizierung immer mehr auf schwerere, zu professionellen Zwecken genutzte Fahrzeuge aus.[1]
Kommerzielle Elektro-Transporter und elektrische Busse
Für Unternehmen, die Kleintransporter in Innenstädten betreiben, ist der Umstieg von Diesel auf Elektrofahrzeuge ein notwendiger Prozess, da strenge Luftqualitätsstandards den Betrieb von Dieselfahrzeugen für viele Betreiber zunehmend unrentabel machen. Aufgrund der sinkenden Anschaffungskosten für elektrische Transporter, der verbesserten Batteriekapazität und Reichweite kann die Elektrifizierung nun als echte Alternative betrachtet werden. Die Arbeitszyklen vieler Flotten eignen sich besonders gut für Elektrofahrzeuge, mit vorhersehbaren Kilometern und Routen und der Möglichkeit, Ladeinfrastruktur auf den Betriebshöfen zu installieren. Große Konzerne wie Amazon haben diesen Trend bereits frühzeitig erkannt und investieren in Elektromobilitäts-Start-ups um längerfristig maßgeschneiderte elektrische Betriebsflotten einsetzen zu können. Auch traditionelle Transporter-hersteller haben begonnen, die steigende Nachfrage zu erkennen und bringen nun elektrische Modelle auf den Markt.[2]
Elektrische Busse
In den richtigen Anwendungen, wie z. B. im städtischen Nahverkehr und in Schulbezirken, erweist sich die Elektrifizierung von Bussen nicht nur als realistische Option, sondern vielmehr als vielversprechende Chance für einen flächendeckenden Einsatz umweltverträglicher Elektrofahrzeuge. Im Jahr 2020 wird ein Absatzvolumen von etwa 34.000 Elektrobussen erreicht. Anfang des Jahres gab es in Deutschland lediglich 400 Elektrobusse, ein Sechstel der Europaweiten Elektrobusflotte.[3] Allerdings sind 2020 große Bestellungen getätigt worden und es wird von einer jährlichen Wachstumsrate von über 50 Prozent in den 5 Jahren gerechnet.[4]
Mittlere und schwere Nutzfahrzeuge
Der Markt für mittelschwere und schwere EV-Nutzfahrzeuge ist derzeit im Vergleich zu anderen Fahrzeugtypen klein. Im Fernverkehr kann zum Beispiel die geringere Energiedichte der Batterien als einschränkendes Merkmal angesehen werden, obwohl sie für städtische Lieferfahrzeuge nicht unbedingt ein limitierender Faktor ist. Eine Reihe großer Lkw-MNEs haben ehrgeizige Pläne für die Einführung von Elektro-Produktlinien vorgelegt, und einige Modelle sind bereits kommerziell verfügbar. Es gibt auch eine Handvoll rein elektrischer Hersteller, die planen, in diesen Markt einzusteigen, darunter Tesla und Thor Trucks.
Konnektivität
Das wohl meistgenutzte Wort in der Automobilindustrie in den letzten Jahren war die Fahrzeugkonnektivität. Vernetzte Autos sind bereits seit einiger Zeit auf dem Markt. Die Vehicle-to-Everything-Konnektivität oder V2X muss jedoch noch weiter verbessert werden, wenn autonome Autos Realität werden sollen. Es wird prognostiziert, dass der weltweite Marktumsatz des autonomen Fahrens bis zum Jahr 2026 auf über 556 Milliarden US-Dollar ansteigen wird. Dies würde zur Schaffung neuer datengesteuerter Geschäftsmodelle und einem riesigen Potenzial für neue Einnahmequellen führen.[5] Die Hersteller werden sich in Bezug auf die technische Leistung immer ähnlicher werden, was bedeutet, dass die Konnektivität auch das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen den Marken sein wird. Konnektivität ist ein entscheidender Teil der automobilen Evolution und ein Schritt in Richtung autonomes Fahren. Das macht sie zu einer Grundlage für die Umsetzung neuer Konzepte in der Branche.
Smart-Grid
Durch die voranschreitende Verbreitung und das starke Wachstum der Elektromobilität werden auch die Anforderungen an eine Ladeinfrastruktur immer höher. Gleichzeitig wird das Netz der Ladestationen immer feinmaschiger. Dies kann jedoch ein Risiko für die Netzstabilität darstellen, insbesondere aufgrund des hohen Energieverbrauchs von Elektroautos und den daraus resultierenden starken Schwankungen. Ein intelligentes Energienetz basiert auf einer umfassenden Kommunikation zwischen Energieerzeuger, Energieverbraucher und Energiespeicher um Ladesäulen bestmöglich integrieren zu können. Dafür muss eine Datenkommunikation in beide Richtung ermöglicht werden, um eine permanente Messung und resultierende Reglung gewährleisten zu können. So ist auch ein Lastausgleich durch die Verbindung der Ladesäulen untereinander möglich. Darüber hinaus sollen zukünftig die angeschlossenen Fahrzeuge dem Smart-Grid bei Bedarf zusätzlich als Batterie dienen, um überschüssige Energie zu speichern.
Aktualisierungen von Richtlinien und Vorschriften
Im Jahr 2020 hat die Politik einen großen Schritt in Richtung der Forcierung von Elektrofahrzeugen eingeleitet. Zum einen wurden weitere strenge Auflagen im Bereich des Schadstoffausstoßes verabschiedet, zum anderen Anreize für die Endkunden geschaffen. 2020 trat die neue EU-Reglung für CO2-Grenzen in Kraft, diese sieht einen Grenzwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer für die gesamte Autoflotte eines Herstellers vor. Die Überschreitung dieses Grenzwertes hat ab 2021 Strafzahlungen und damit (wahrscheinlich) auch Imageschäden für die Hersteller zur Folge. Zudem geht die Regelung aus Brüssel noch weiter: Ab 2030 muss der CO2-Ausstoß nämlich erneut gedrosselt werden, und zwar um weitere 35 Prozent.
Zudem wurde in Deutschland beschlossen, dass Kaufprämien für Elektroautos bis Ende 2025 verlängert wird. Reine E-Autos bekommen damit eine Förderung von bis zu 9000 Euro, Plug-in-Hybride erhalten eine Förderung von bis zu 6750 Euro. Bei den Plug-in-Hybriden gelten für die Innovationsprämie allerdings die gleichen Regularien wie beim Umweltbonus: Sie werden nur gefördert, wenn diese ab 2022 eine Mindestreichweite von 60 Kilometer, ab 2025 von mindestens 80 Kilometer haben. Weitere Förderungen gibt es im Bereich Leasing und private Ladesäulen.
[1]Global EV Outlook 2019 – Analysis - IEA
[3]E-Bus-Projekt – VDV - Die Verkehrsunternehmen
[4]Public transport electrification Episode 1 - Three turbulent effects that will dominate in the rapid electrification of our public transport - Accuracy